Im Alltag einer Designerin gibt es unzählige Entscheidungen, Abwägungen und kreative Prozesse – oft gleichzeitig, selten linear.
Wie KI meine UX-Arbeit strukturiert – und menschlicher macht
User Experience Design (UX) verbindet subjektive Nutzererlebnisse mit objektiv fundierten Gestaltungsprinzipien.
Das Erleben eines Produkts ist dabei individuell geprägt von Emotionen, Erwartungen, Bedürfnissen, Nutzungskontexten sowie persönlichen Erfahrungen. Was für den einen Nutzer intuitiv und nachvollziehbar ist, kann für einen anderen verwirrend oder unverständlich sein.
Diese psychologischen Dimensionen machen UX zu einer anspruchsvollen und zutiefst menschlichen Disziplin. Künstliche Intelligenz hingegen kann diese komplexen Faktoren nicht nachvollziehen – sie besitzt weder Intuition noch ein Verständnis kultureller Kontexte oder menschlicher Bedürfnisse.
Dank KI gibt es mehr Freiraum für das Wesentliche
Jedoch gerade deshalb schätze ich KI besonders: Sie verschafft mir Freiraum für jene Aspekte, die echte menschliche Empathie, fundierte Recherche und gezielten Wissensaufbau erfordern. KI übernimmt wiederholbare Aufgaben und unterstützt mich dabei, komplexe Gedankengänge zu strukturieren – sodass ich mehr Zeit für den Nutzerfokus, tiefere Analysen und die eigentliche Kernfrage – den Mehrwert eines Produkts – habe.
”Kreativität lebt von Freiheit, doch produktives Arbeiten verlangt Struktur.
KI kann helfen. Aber UX braucht menschliche Urteilskraft
Ein weiterer zentraler Bestandteil von UX – und oft unterschätzt – ist die beratende Komponente. Ob es um Nutzerzentrierung im Produktdesign, die Einbindung von Stakeholdern oder strategische Entscheidungen geht: UX bedeutet häufig auch Übersetzungsarbeit zwischen Technik, Business und Nutzerbedürfnissen. Besonders relevant wird diese Rolle bei Themen wie beispielsweise Barrierefreiheit und Zugänglichkeit im Web. Diese erfordern nicht nur technisches Know-how, sondern ein tiefes Verständnis für gesellschaftliche Verantwortung, Diversität und gesetzliche Rahmenbedingungen. Hier kann KI zwar unterstützend wirken – etwa bei der Analyse bestehender Systeme. Die Priorisierung, Einordnung und Kommunikation dieser Themen bleibt jedoch eine klare menschliche Aufgabe.
KI als Sparringpartnerin
Besonders in Phasen kreativer Blockaden hat sich KI für mich als Sparringspartnerin bewährt. In Momenten, in denen man gedanklich feststeckt, kann sie neue Perspektiven aufzeigen, Denkanstösse geben oder schlicht helfen, Gedanken zu sortieren. Sie ist ein Werkzeug – ähnlich wie ein leeres Whiteboard oder ein gutes Brainstorming mit Kolleg:innen. Der entscheidende Unterschied: Sie ist sofort und stets verfügbar und reagiert in Sekundenschnelle.
Strukturierung und Klarheit in der Designproduktion
Die Design Produktion und das Prototyping profitieren meines Erachtens ebenfalls. Anstatt Zeit mit sich wiederholenden Routineaufgaben zu verbringen, kann ich mit Hilfe von KI schneller zu funktionalen Entwürfen kommen. Textgenerierung, Ideensammlung für UI-Patterns, Layouts oder die schnelle Skizzierung von User Flows – viele dieser Aufgaben lassen sich heute durch KI deutlich beschleunigen.
Doch auch hier gilt: Die Qualität des Outputs hängt massgeblich vom Input ab. Der richtige Prompt garantiert keine perfekte Antwort – er erhöht lediglich die Wahrscheinlichkeit, eine Präzision zu erhalten. Um verwertbare Ergebnisse zu erzielen, muss ich klare, strukturierte Anweisungen geben. Das zwingt mich, meine Gedanken zu schärfen, Anforderungen gezielt zu formulieren und eben meine Zielgruppe besser zu verstehen. In diesem Sinne schärft die Zusammenarbeit mit KI auch meine eigene Klarheit – ein oft unterschätzter, aber wertvoller Nebeneffekt.
Mehr Raum für die Kernarbeit
Indem ich mich bei repetitiven Aufgaben durch KI unterstützen lasse, gewinne ich wertvolle Zeit zurück. Zeit, die ich in die eigentliche Essenz meines Berufs investieren kann: Den Mehrwert eines Produkts zu identifizieren und diesen präzise auf die Bedürfnisse der Nutzer auszurichten – ganz zu schweigen von Design und der Inszenierung einer Marke. Gerade in der Konzeptionsphase, wenn es darum geht, aus vielen losen Ideen eine fokussierte Lösung zu destillieren, ist dieser Raum von unschätzbarem Wert.
Natürlich arbeite ich dabei stets unter Berücksichtigung der geltenden Datenschutzrichtlinien. Sensible oder personenbezogene Daten haben in AI-basierten Tools nichts verloren. Das Bewusstsein für Datensicherheit in der Schweiz ist integraler Bestandteil meines Workflows, gerade im Umgang mit externen Tools oder generativen Textmodellen.
Fazit: Assistenz statt Ersatz
KI ist für mich kein Ersatz für Kreativität, Empathie oder konzeptionelles Denken – vielmehr ist sie eine Assistenz auf Augenhöhe, die mir in vielen Situationen den Rücken freihält. Sie zwingt mich zu Struktur, schenkt mir Tempo und erweitert meine Perspektiven. In einem Beruf, der zwischen Intuition und Analyse pendelt, zwischen Inspiration und Umsetzung, ist das ein Gewinn.
Wer KI in den kreativen Prozess integriert, wird feststellen: Sie verändert nicht, was wir gestalten, sondern wie wir es tun – und schafft damit neue Freiräume für das, worauf es wirklich ankommt: gute, relevante, menschliche Gestaltung.
Wenn Sie erfahren möchten, wie die besprochenen Prinzipien der Nutzerzentrierung in der Praxis des modernen Webdesigns Anwendung finden, lesen Sie unseren Blogbeitrag darüber, wie KI das UX/UI Design verändert.